Hans Dominik und der technisch-utopische Roman
Leben und Werk
von Dr. Heribert E. Severing, Hamm
Hans (Joachim) Dominik wurde 1872 in Zwickau geboren und starb
1945 in den Wirren des Kriegsendes in Berlin. Er war der wohl
bekannteste deutsche Verfasser von Zukunftsromanen oder
utopisch-technischen Abenteuerromanen, wie diese Literaturgattung
seinerzeit in Deutschland genannt wurde
Einen Teil seiner Schulzeit absolvierte er am Gymnasium in
Gotha,
an dem Kurd
Laßwitz, der selbst utopische Romane und Kurzgeschichten
verfaßte, Mathematik und Physik unterrichtete. Diese Begegnung
sollte Dominiks späteren Lebensweg grundlegend beeinflussen.
Nach dem Abitur 1893 studierte Hans Dominik an der Technischen
Hochschule Berlin Maschinenbau unter besonderer Berücksichtigung
der Eisenbahntechnik. Eine Fachrichtung Elektrotechnik gab es zur
damaligen Zeit noch nicht. Als Student machte er 1895 eine
Amerikareise. Bei einer zweiten Reise in die USA blieb er ein
ganzes
Jahr dort und war als Elektroingenieur tätig.
Wegen der in Amerika erworbenen Kenntnisse machte ihm die
aufkommende Elektroindustrie nach seiner Rückkehr in Deutschland
verlockende Angebote. Er wurde Projektleiter bei einem kleineren
Unternehmen und gab sein Studium auf. Er arbeitete in der
Abteilung Licht
und Kraft und war vorwiegend mit der Elektrifizierung im
Bereich
der Großindustrie und des Bergbaus befaßt.
Er wurde bald darauf jedoch wegen seines schriftstellerischen
Talents in die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit, ins
sogenannte literarische Büro, versetzt, arbeitete dann
jedoch wieder im technischen Bereich in mehreren Firmen.
Wegen einer starken Augenschädigung im Jahre 1899 mußte
er eine mehrmonatige Unterbrechung seiner beruflichen Tätigkeit
hinnehmen. Endlich erhielt er eine Anstellung bei der führenden
deutschen Elektrofirma Siemens und Halske. In ihrem Auftrag
verfaßte er eine grundlegende Arbeit über die
Elektrifizierung im Bergbau, der auf der Weltausstellung 1900 in
Paris
vorgelegt wurde. Als er auch bei dieser Firma bald ins literarische
Büro
versetzt wurde, beschloß er im Jahre 1901,
sich als Fachautor selbständig zu machen. Für die Industrie
verfaßte er weiter freiberuflich Prospekte und
Werbebroschüren, dem breiten Publikum aber erzählte er technische
Märchen
im Berliner Tageblatt.
1903 begründete er zusammen mit Graf Arco, dem Erfinder
der
drahtlosen Telegraphie, Edmund Rumpler, einem der ersten
Flugzeugkonstrukteure
und anderen die Automobiltechnische Gesellschaft. Dominik
wirkte
dabei
auch selbst an der Entwicklung mit. So wurden ihm mehrere
Patente
für
eine Kugellagerkonstruktion erteilt.
Im Jahre 1905 wechselte er zum Berliner Lokalanzeiger,
wo
er die
Funktion eines technischen Lokalreporters besetzte. Zur gleichen
Zeit
schrieb
er für den Verlag Carl Duncker mehrere kürzere
Unterhaltungsromane.
Dominiks erste Arbeiten auf utopischem Boden erschienen in
Form
von
Kurzgeschichten ab 1907 im Neuen Universum, einem
Jahrbuch
für
die Jugend.
1910 heiratete er, wurde ein Jahr später Vater einer Tochter.
Im ersten Weltkrieg wurde Hans Dominik wegen eines
Wirbelsäulenleidens nicht eingezogen, sondern arbeitete bei
Siemens und Halske an der Weiterentwicklung der Telegraphie.
In der Zeit von 1918 bis 1920 arbeitete er als Dramaturg für
technische Kurzfilme.
Sein erster utopischer Roman Die Macht der Drei erschien
1922
als Fortsetzungsroman in der Woche. Wegen des
großen Erfolgs wurde noch im selben Jahr eine Buchausgabe
veröffentlicht. Im selben Jahr zwangen ihn die schlechten
wirtschaftlichen Verhältnisse der Inflation erneut zur Annahme
einer festen Stellung. Gleichzeitig entstand sein zweiter
Roman Die
Spur des Dschingis-Khan, der 1923 ebenso zunächst in der
Woche
und dann in Buchform erschien.
Ab 1924 widmete sich der Autor ganz der Schriftstellerei. Im
Jahre
1925
erschien Atlantis, 1926 Der Brand der Cheopspyramide,
1928
Das Erbe der Uraniden sowie König Laurins Mantel
(später
auch als Unsichtbare Kräfte veröffentlicht), 1930
Kautschuk und Moderne Piraten, 1933 Befehl
aus dem
Dunkel
sowie Der Wettflug der Nationen.
Moderne Piraten wie auch die "Rags-To-Riches"-Story
über John
Workmann und dessen Aufstieg vom Zeitungsjungen zum
Millionär,
deren erster Teil im Jahr 1909, drei Fortsetzungen dann
1921
(Teil
2 und 3) und 1925 (Teil 4) beim Stuttgarter Union-Verlag
herauskamen,
sind
Jugendbücher.
In den nächsten Jahren folgten Das stählerne
Geheimnis und Ein Stern fiel vom Himmel (1934), Atomgewicht
500
(1935), Lebensstrahlen (1938), Land aus Feuer und
Wasser und Himmelskraft (1939) sowie Treibstoff
SR, späterer
Titel Flug in den Weltenraum (1940).
Die Arbeiten Dominiks werden vielerseits der Trivialliteratur
zugerechnet. Nichstdestotrotz war er der Pionier des
utopischen Romans in Deutschland. In meiner Jugend machte ich
erste
Bekanntschaft mit Hans Dominik, nachem ich ich als Achtjähriger
die Bücher Jules Vernes verschlang und nach mehr derartigem
Lesestoff suchte. Der Gebr. Weiß Verlag brachte in den 50er Jahre
die Romane Dominiks in ansprechender Form auf den Markt, ergänzt
durch zahlreiche Titel des Amerikaners Robert A.
Heinlein, zu denen ich auf diesem (Um-)Weg Zugang
fand.
Hans
Dominik
Coverillustrationen
Seit September 1997 wurde eine
ungekürzte Hans-Dominik-Edition im Wilhelm-Heyne-Verlag,
München herausgebracht. Herausgeber war Holger Miehlke aus
Dortmund, der sich mit Enthusiasmus und Akribie an diese Aufgabe
gemacht hatte.
Leider ist diese Ausgabe zwischenzeitlich vergriffen.
Interessierte
sollten sich bei Remittendenverkäufen umschauen!
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